Die Irren-Offensive
Nr. 12
Zeitschrift von Ver-rückten gegen Psychiatrie

"Ich fordere Schmerzensgeld"
Tanja Afflerbach bereitet einen Arzthaftungs-
und Schadensersatzprozess wegen
der “Kunst”fehler von Psychiatern vor,
die ihr schwere Leiden verursacht haben. Sie
benötigt öffentliche Unterstützung gegen
das Totschweigesystem.

WER IST TANJA AFFLERBACH?
Tanja wurde 1969 in Siegen geboren. Von 1990 – 1995 studierte sie in Siegen Kunst und Pädagogik für das Lehramt in den Sekundarstufen I und II. Aufgrund der psychiatrischen Behandlungen musste sie ihr Studium kurz vor dem ersten Staatsexamen abbrechen. Seitdem lebt sie von Sozialhilfe. Gerne würde sie, wenn sie gesund wäre, als freie Künstlerin und Kunstpädagogin ihren Lebensunterhalt verdienen. Ob sie jedoch jemals wieder schmerzfrei sein wird, ist ungewiss.

Ganz aufgehört hat sie jedoch nie, sich künstlerisch auszudrücken. So kann man ihre Arbeiten hin und wieder in kleineren Ausstellungen in und um Siegen sehen.

Tanja Afflerbach, Klägerin
Tanja muss aufgrund ihrer extremen Lichtempfindlichkeit ständig eine spezielle Schutzbrille tragen und regelmässig stärkste Schmerzmedikamente nehmen.


WAS IST PASSIERT?
Seit einer Medikamentenumstellung im Frühjahr 2001 im psychiatrischen Krankenhaus Siegen-Weidenau leidet Tanja Afflerbach unter extremer Lichtempfindlichkeit mit starken Nervenschmerzen am ganzen Körper.

Die behandelnden Ärzte bestritten damals und auch heute jeden Zusammenhang zwischen Schmerzen und ihrer Behandlung mit Medikamenten. Dies hatte zur Folge, dass monatelang keine Schmerzbehandlung stattfand. Man unterstellte, die Schmerzen seien eingebildet, projiziert oder simuliert, was eine entwürdigende Odyssee durch ein gutes Dutzend Arztpraxen auslöste.

Erst ein halbes Jahr später fand sich ein unvoreingenommener Arzt, der sofort eine intensive Schmerzbehandlung einleitete. Diese dauert bis heute an.
Versuche, die neurologischen Ursachen zu klären, wurden von den aufgesuchten Fachärzten abgelehnt. “Begründung” war die psychiatrische Vorgeschichte. Als Folge der Schädigung kann Tanja Afflerbach weder arbeiten noch studieren und ist auf Sozialhilfe angewiesen. Die ständigen schweren Schmerzen und die deswegen notwendigen Behandlungen bestimmen den Tagesablauf. Ein Ende der Schmerzen ist nicht in Sicht.

WARUM KLAGT TANJA AFFLERBACH?
Nach unserem Rechtssystem muss, wer einen anderen absichtlich oder unabsichtlich schädigt, für die Folgen dieses Schadens haften. Jeder Arzt und jedes Krankenhaus hat eine Berufs-Haftpflicht-Versicherung. Anders als bei KFZ-Unfällen ist die Schadensregulierung im Medizinbetrieb aber alles andere als einfach. Selbst bei völlig offensichtlichen Fehlern müssen die Geschädigten jahrelang prozessieren, meistens mit negativem Ergebnis.

Medizin-Geschädigte haben es schwer, zu ihrem Recht zu kommen; für Psychiatrie-Geschädigte ist es fast aussichtslos.
Tanja Afflerbach bringt den Mut auf, es aus mehreren Gründen trotzdem zu versuchen:
* Schadensersatz und Schmerzensgeld
* Um Andere vor den Gefahren der Psychiatrie zu warnen
* Um Mitarbeiter in der Psychiatrie zu Verhaltensänderungen aufzufordern.

ZUR VORGESCHICHTE:
Wie so viele Menschen geriet Tanja Afflerbach in folge eines ganz normalen Lebensereignisses in die Mühlen der Psychiatrie.
In ihrem Falle führte ein nicht erkannter Schockzustand nach einem Autounfall zur Behandlung mit Neuroleptika. Das sind schwere/starke Psychopharmaka, die eigentlich zur Behandlung von angebl. „Psychosen“ dienen und selbst bei dieser „Diagnose“ umstritten sind.

Diese Neuroleptika-Behandlung löste nach und nach eine Reihe anderer psychiatrisch diagnostizierter Symptome aus, die wiederum als Grund für weitere Psychopharmaka-Behandlungen herangezogen wurden. Die Erfolglosigkeit der “Therapie” löste bei den Behandlern keinerlei Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns aus.

Diesem Teufelskreis konnte Tanja Afflerbach erst nach über 10 Jahren wieder entkommen. Ihre Zweifel führten zum Wunsch, die Psychopharmaka abzusetzen. Anstatt diesem Wunsch zu entsprechen, wurde nach langen, zähen Verhandlungen auf ein anderes Neuroleptikum umgestellt. Leider mit den oben beschriebenen, fatalen Folgen.
Seit dieser Zeit nimmt Tanja Afflerbach keine Neuroleptika mehr und ist frei von psychiatrisch diagnostizierten Symptomen.

STAND DER PROZESS-VORBEREITUNGEN
Tanja Afflerbach wird durch die Rechtsanwältin Frau Katharina Batz

Katharina Batz, Anwältin
aus Kreuztal vertreten. Die Klageschrift ist in Vorbereitung und wird noch dieses Jahr eingereicht. Vorher wird ein Antrag auf Prozesskostenhilfe gestellt.
Für den Prozess werden ein psychiatrisches und ein neurologisches Gutachten benötigt. Der Kontakt zu einem möglichen psychiatrischen Gutachter ist hergestellt. Wir sind auf der Suche nach weiteren möglichen Gutachtern.

WIE KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN?

Diese Klage wird unterstützt vom Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V. (Schirmherrin Andrea Fischer) und vom Landesverband Psychiatrie-Erfahrener NRW. Jede Art weiterer Hilfe ist dringend nötig.
Wir suchen weitere Organisationen und Einzelpersonen, die das Projekt unterstützen durch:
* moralische Unterstützung
* Geldspenden
* Öffentlichkeitsarbeit, z.B. Zeitungsartikel, Vorträge organisieren (VHS, Uni, Selbsthilfegruppen, Tagungen), Radio- und Fernsehberichte
* Gutachtersuche
* Recherche zu juristischen und medizinischen Fragen
* Unterstützung bei der Suche nach adäquater medizinischer Hilfe für Tanja


Kontakt:
Psychopharmaka-Beratung des BPE, Gussstahlstr. 3, 44793 Bochum,
Tel: 0234-6405102, E-mail: Matthias.Seibt@ruhr-uni-bochum.de
Spenden auf´s Konto des Landesverband Psychiatrie-Erfahrener NRW:
Konto Nr.: 8374900 Bei der Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 37020500,
Kennwort: "unter uns"
Aktuelle Informationen auf Tanjas Homepage

HOME
Impressum